Der Kupferhammer ältestes Haus von Hohenlimburg 1571

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Die Geschichte vom Kupferhammer

Auszug aus, Heimatblätter

Für Hohenlimburg u. Umgebung

Heft 3 Januar 1927

 

Der Kupferhammer in der Nahmer

Von H. Esser

Das 16. Jahrhundert, eins der bedutungsvollsten  in der deutschen Geschichte, bezeichnet auch einen Höhepunkt in der Entwickelung  Hohenlimburgs. Es ist das Zeitalter des Werdens und Vergehens ,des Wandels auf politischem, wirtschaftlichem und geistigem Gebiet. Das altehrwürdige Haus der Isenberger war mit Johans IV. Tode 1508 im Mannesstamme erloschen; erbitterte Kämpfe suchten eine Entscheidung auf dem Wege der Macht zu erzwingen, ehe es einer klugen Heiratspolitik gelang, die sich wiederstrebenden Ansprüche der Herren von Neuenar und derer von Daun auszugleichen. Die Vermählung Gumprechts III. von Neuenar mit Umöne von Daun 1544 brachte die erwünschte Lösung des Streites, der fast ein Jahrhundert lang (seit 1459)die Gemüter erhitzte. Zu diesen langwierigen Erbhändeln traten die  Religionskämpfe jenes Zeitalters, Kämpfe, die namentlich am Ausgang des 16. Jahrhunderts mit unsäglicher Erbitterung geführt wurden und die wirtschaftliche Entwickelung auf Jahrzehnte hinaus schädigten, eine Tatsache , die um so mehr zu bedauern ist, da gerade das 16. Jahrhundert die erste industrielle Blütezeit unserer Heimat bedeutet. Bereits im 15. Jahrhundert hatte auf dem Gebiet der Eisenerzeugung ein völliger Wandel eingesetzt: von den Bergen, wo einst der Bauer geschürft und das gewonnene Erz in den „Iserschmitten“ verarbeitet hatte, war man hinabgestiegen in die Täler der wasserreichen Gebirgsbäche, um deren Kraft bei der Gewinnung und Bearbeitung des Eisens in Unspruch zu nehmen. Es kann hier nur angedeutet werden, welche Folgen dieser Wechsel zeitigte: Unlage von Schmelzöfen, Osemundhämmern, Drahtrollen, die alle der Kraft des fließenden Wassers bedurften, sei es, das Gebläse zu verstärken, die mächtigen Hämmer zu heben oder die menschliche Kraft beim Ziehen des Drahtes zu ersetzen. Stauweiher (Hammerteiche) und Wehre (Schlachten) wurden errichtet, und bald füllte reges, nie gekanntes industrielles Leben die engen Täler unserer Heimat.

Um 1500 wird es auch bei uns lebendig

Wo ins Bergtal tief des Flusses Wellen eingewühlt sich haben,

kamen Menschen zähen Geistes neues Arbeitsfeld zu graben“   (Bertermann.)

In diesem Tale unter Adolfs Regierung und seiner Mitwirkung entstand das Werk, dessen Widmung hier geschildert werden soll:

Der Kupferhammer.

Im Jahre 1571 erschien der „ehrbare Burkard von Sthaede (Stade) eingesessener Bürger zu Essen“ in der Grafschaft Limburg, um nach einem Platze Umschau zu halten, der zur Anlage eines Kupferhammers geeignet sei.In der Nahmer entdeckte er, wie die Gründungsurkunde anschaulich berichtet „einen für sein Gewerbe die Kupferschlägerei füglichen und tauglichen Ort“. Ein Wasserfall durch eine Stauung des Nahmerbaches herrvorgerufen, schien ihm besonders gelegen und in einem untertänigen Bittgesuch wandte er sich an den regierenden Grafen Adolf von Neuenar, ihm Grundstück und Wasserlauf zur Errichtung eines Kupferhammers zu überlassen. Untwerm 4. November des Jahres 1571 traf die landesherrliche Bestätigung ein; Burkhard von Stade musste folgende Verpflichtung auf sich nehmen: Graf Adolf „verwilligte ihm, allda einen Kupferhammer und andere notwändige Gebäude seiner Nahrung zum besten auf seine selbsteigenen Unkosten und Auslagen aufzurichten und zu setzen, wozu ihm acht mäßige und unschädliche Hölzer durch den Limburger Rentmeister angewiesen werden sollen“. Wasserfall und Graben dürfen von dem Gründer und seinen Erben zur Nutz und Vorteil gebraucht werden; doch ist zu verhüten dass die abwärts liegenden Korn und Drahtmühlen durch Entziehung des Wassers (Wasserzwang) geschädigt werden. Den Werken muß auf erfordern jederzeit das notwendige Betriebswasser zugeführt werden. Oberhalb des neuen Hammers lag die Hüttenwiese die ihm, “samt angehängter Spitzen“ zur Anlage eines Stauweihers überwiesen wurde. Zum besten seines Handwerks sollte er die Wassermassen gebrauchen; dem Grafen vorbehalten waren die Fische die etwa in dem Teich gefangen würden.

Durch die Niederlassung auf gräflichem Grunde wurde Burkhard Limburger Bürger und gleich den übrigen Eingesessnen berechtigt, in der gemeinsamen Mark das erforderliche Brandholz zu schlagen. Viehzucht war nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Grafen nach Zahlung einer besonderen Gebühr gestattet.

Wie Üblicher Weise wurde das gesamte Anwesen, die Stätte der Wasserfall, der Weiher dem Gründer auf 15 Jahre verpachtet. Falls nach Ablauf dieses Zeitraumes der Besitzer zur Fortsetzung des Erbpachtverhältnisses keine Neigung verspürt, so fällt das gesamte Besitztum, mit Ausnahme der Gerätschaften, des Hüttenzeugs und des Eisenwerks, es sei befestigt oder unbefestigt, an den Grafen unter angemessener Vergütung für die Errichtung der Gebäulichkeiten. Der Gewinn dessen Höhe in der Urkunde nicht angegeben ist, aber nach späteren Nachrichten die hälfte der Pacht ausmacht, musste alle 15 Jahre entrichtet werden; Miete, Zins und Pacht dagegen mussten jährlich auf Martini, dem üblichen Zinstage, bei dem Rentmeister zu Limburg in Höhe von 10 „Kurfürsts gemünzter Taler“ bezahlt werden, die im 18. Jahrhundert zu 12 Rtlr. 30 Stüber gerechnet wurden.

Die Urkundliche Bestätigung wurde am 4. November 1571 vollzogen; doch scheint Burkhard schon vorher das Werk in Angriff genommen zu haben, wie aus der Inschrift zu ersehen ist, die sich heute über der Tür des Wohnhauses befindet:

Anno 1571, den 29. August. Vielleicht dass die Anwesenheit Graf Adolfs auf der Burg Veranlassung gab, an jenem Novembertage die Urkunde auszustellen und mit seinem prächtigen Regentensiegel zu bekräftigen.

 

  Ein Bild des Kupferhammers aus der Zeit seiner Gründung besitzen wir nicht; doch blieben eingehende Beschreibungen erhalten, die in Verbindung mit einer Skizze aus dem 18. Jahrhundert genügen dürften, eine ausreichende Anschauung von diesem Werk und seiner Umgebung zu vermitteln.

Das Wohnhaus ein zweistöckiger Fachwerkbau, 48 Fuß lang, 33 Fuß breit und 12 Fuß hoch, steht noch heute; freilich hat es manchen Um und Ausbau über sich ergehen lassen müssen; selbst von der Ursprungsstätte musste es weichen und sich einen Platzwechsel von der Talebene zur höhe an der Bergstr gefallen lassen. Immerhin zeigt es in den Grundzügen die Eigenart der Bauweise des 16 Jahrhunderts; der mächtige massive Kamin ist wohl ein jüngerer Einbau, da ein Stein die Jahreszahl 1628 trägt. Über der Tür lesen wir auf dem geschnitzten Balken :

 

Anno 1571 A DO DENN 29. AUGUSTEI

WAN GADT NICHT HELFT BAWEN UNS

SO IST ALLE UNSERE ARBEIT UMSONST

WER GADT TORTRUT DER HADT WOHGEBAUT

 

  Im unteren Stockwerk befanden sich Küche, Stube und Schlafzimmer, daneben Kuhstall und Dreschtenne; im oberen Geschoß lagen vier Zimmer und ein „Rauchböhn“. Zwei anbaue, südöstlich und südwestlich am Hause, sind später verschwunden. Neben dem Hause lag der Hammer, 70 Fuß lang, 20 breit und 10 hoch, einstöckig und mit Ziegeln gedeckt.

 

Ein Zeuge aus jener Zeit 1/4 Stüber von mir gefunden Anfang der 70er Jahre im Nahmerbach.

Unmittelbar in Höhe des alten Standortes des Kupferhammer` s.

                      

Die Vorderseite vom 1/4 Stüber            Die Rückseite